Debatte über schulfrei an Muslim-Feiertag

Berlin (dpa) - Schulfrei für alle Kinder an einem muslimischen Feiertag? Ein Vorstoß der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) stieß am Dienstag überwiegend auf Ablehnung. Der Zentralrat der Muslime, Politiker und Kirchenvertreter sprachen sich dagegen aus.

Der Zentralrat der Juden zeigte dagegen Sympathie für den Vorschlag und regte seinerseits schulfrei auch an einem jüdischen Feiertag an.

Der TGD-Bundesvorsitzende Kenan Kolat hatte die Debatte angestoßen und etwa das Zuckerfest zum Ende des Fastenmonats Ramadan ins Gespräch gebracht. «Ich fände es gut», sagte Kolat der «Berliner Zeitung» (Dienstag). Dies solle ausdrücklich auch für Kinder mit anderer Religion gelten. «Das wäre ein Zeichen der Toleranz.» In Deutschland leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime, was einem Anteil von rund 5 Prozent an der Gesamtbevölkerung entspricht.

Der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte Kolat am Dienstagabend, ihm gehe es um einen Tag der Muslime in Deutschland. «Das hat etwas mit einer Möglichkeit von Anerkennung zu tun.» Er wolle sich gar nicht festlegen, ob dieser Tag auf eines der muslimischen Feste oder auf ein Wochenende fallen soll oder als gesetzlicher Feiertag festgeschrieben werden soll. «Die Diskussion um einen muslimischen Feiertag ja nicht neu.» Deshalb zeigte er sich überrascht von den heftigen Reaktionen.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa in Köln: «Ich sehe keine Veranlassung, aus diesem Tag einen generell schulfreien oder arbeitsfreien Feiertag für alle zu machen.» Er begrüßte die bereits gängige Praxis, dass muslimische Schüler an ihren Feiertagen nicht in die Schule kommen müssen. Dies funktioniere vor allem in Großstädten gut und unbürokratisch.

Der Zentralrat der Juden fordert auch an einem jüdischen Feiertag schulfrei und schlug dafür den Versöhungstag «Jom Kippur» vor. Gleichzeitig sprach sich Generalsekretär Stephan Kramer in der Zeitung «Die Welt» (Mittwoch) auch für einen islamischen Feiertag aus. Das zeige Respekt und Toleranz der Gesellschaft gegenüber einer anderen Religion.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband, unter dessen Dach zahlreiche Migrantenorganisationen versammelt sind, erteilte Kolats Vorstoß eine Absage. «Davon halte ich gar nichts. Das würde andere Religionen nur vor den Kopf stoßen. Wir haben Buddhisten, Hinduisten - wir können doch nicht für jede Gruppe einen Feiertag einführen», sagte die Vorsitzende Heidi Merk der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch).

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ/Mittwoch), es gebe einen «Vorrang für christliche Feiertage in der Kultur unseres Landes». Darüber bestehe ein breiter Konsens. Die Feiertagskultur beruhe auf einer Jahrtausende langen christlichen Prägung Deutschlands.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sagte der FAZ, in der Integrationspolitik gehe es um wichtigere Fragen. «Wir müssen Bildungs- und Aufstiegschancen und Deutschkenntnisse für Zuwandererkinder verbessern, statt neue Feiertage einzuführen.» Die bayerische Sozialministerin Christine Hadertauer (CSU) betonte: «Bei uns gilt die christlich-abendländische Kultur, und das soll auch so bleiben.» Diese Identität dürfe nicht «unter dem Deckmantel falsch verstandener Toleranz» verwässert werden.

Unterstützung für Kolat kam dagegen vom Grünen-Abgeordneten Hans- Christian Ströbele. «Über einen muslimischen Feiertag sollte man nachdenken», sagte der Politiker, in dessen Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg viele türkische Migranten leben. Auch der Türkische Bund Berlin-Brandenburg sprach sich für einen muslimischen Feiertag aus, weil die Zahl der Muslime in Deutschland so hoch sei.

Nachrichtenüberblick / dpa / Politik
13.10.2009 · 18:28 Uhr
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