Cities: Skylines kommt der Perfektion ganz nahe

Jeden Morgen wenn ich in mein Büro fahre denke ich mir immer wieder, dass der Stadtplaner entweder grenzdebil ist oder schon längst tot auf seinem Bürostuhl hockt und keiner in der Stadtverwaltung es gemerkt hat. Mit dem Rad ärgert man sich über plötzlich aufhörende Radwege und gefährliche Kreuzungen. Mit einem motorisierten Vehikel sorgen bescheuerte Ampelsetzungen, unsinnige Kreuzungen und falscher Verkehrsfluss für Ärgernis. Ganz zu schweigen davon, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt um über den Fluss, der die Stadt durchkreuzt zu kommen und diese gefühlt hundert Kilometer auseinander liegen während in der Mitte ein riesiges Loch klafft. Wie dem auch sei, jeder wird solche Beispiele aus seiner Stadt kennen.

Nun haben wir dank dem Release der Städtebausimulation Cities: Skylines wieder einmal die Chance alles besser zu machen. Der Entwickler Colossal Order konnte sich schon an den Verkehrssimulationen Cities in Motion 1 und 2 (zu unserem CiM 2 Test) üben, ist auch hier immer wieder auf das User-Feedback eingegangen und konnte dadurch wertvolle Erfahrungen sammeln, was sich die Community wünscht. Ob sie diesen Anforderungen gerecht werden klären wir in unserer Cities: Skylines Review:

Als reines Einzelspielerspiel startet Cities: Skylines relativ unspektakulär. Eines von 9 Gebieten, welche sich in Rohstoffen und im Gelände unterscheiden muss gewählt werden, dann kann es auch schon los gehen. Wie in dem Genre üblich steht zu Beginn lediglich eine Autobahnausfahrt zur Verfügung. Mit dem Startkapital muss nun die nötigste Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden, d.h. Straßen, Strom und Wasser. Strom kommt selbstredend aus Kraftwerken, zu Beginn eignet sich ein Kohlekraftwerk, das allerdings auch die Umwelt belastet und deshalb nicht ins Wohngebiet gepflanzt werden sollte. Stromleitungen müssen zum Glück nicht durch die gesamte Landschaft gezogen werden sondern nur durch unbesiedelte Gebiete. Haben sich Industrie, Gewerbe oder Wohnungen angesiedelt, werden sie automatisch unterirdisch mit Strom versorgt.

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Kot im Wasser sorgt für Magenverstimmungen

Bei der Wasserversorgung sieht das Ganze schon anders aus. Hier muss sich um Wasserbeschaffung und auch ums Abwasser gekümmert werden. Frischwasser kann durch eine Pumpe aus Flüssen und Seen gempumpt werden. Sind keine in der Nähe gibt es auch wenig effektive Wassertürme. Kläranlagen stehen zu Beginn noch nicht zur Verfügung, klären aber auch im späteren Spielverlauf nur 80% des Abwassers. Macht man es also wie die Italiener in den 90er Jahren und schüttet das Abwasser in den Fluss dann sollte man darauf achten, dass es so in den Fluss gekippt wird, dass es nicht drei Meter weiter durch die Trinkwasserpumpen wieder eingesaugt wird. Dann bekommen die Einwohner der Stadt folgerichtig flotten Otto. Das Trinkwasser wird durch das Ziehen von unterirdischen Leitungen den Häusern zur Verfügung gestellt.

2015-03-12_00003In der Stadtgestaltung bedient sich Cities: Skylines dem genreüblichen Gameplay, mit ein paar Variationen. So werden die vier unterschiedlichen Gebiete mit verschiedenen Farben gekennzeichnet. Industrie ist gelb, Gewerbegebiet dunkelblau, Büros hellblau und  Wohngebäude hellgrün. Mit steigender Einwohnerzahl kommen noch dicht besiedelte Gewerbegebiete (dunkelblau) und dicht besiedelte Wohngebiete (dunkelgrün) zur Auswahl hinzu.

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Rauchen verboten

Die Variation besteht darin, dass es wie in echt möglich ist Stadtbezirke festzulegen. Diesen können verschiedene Regeln zugewiesen werden. Das geht von LKW-Verbot in Wohngebieten über Förderung von Bildung oder Freizeit bis hin zu Rauchverboten. Die Industriegebiete können spezialisiert werden in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Erzindustrie und Ölindustrie. Das verändert nicht nur das Aussehen des Gebiets sondern ist auch wichtig für die wirtschaftliche Balance. Gehen die Rohstoffe aus, produzieren andere Industriebetriebe nicht mehr oder gar das Kohle- bzw. Ölkraftwerk bekommt keinen Nachschub mehr. Verhindert kann das aber auch durch Frachthäfen und Güterbahnhöfe werden. Diese transportieren via LKW Güter an und ab, verstopfen aber recht gerne die Straßen.

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Wo wir auch schon beim beliebten Thema Verkehr sind. Dieses nimmt in einer Städtebausimulation natürlich einen großen Teil des Managements ein. Das hat Cities: Skylines gut aber nicht perfekt gelöst. Es gibt beispielsweise keine Rush Hour, jedoch ist die Fahrzeug-KI nicht die intelligenteste. So biegen Autos auf Gedeih und Verderb auf ihre Spur, wenn sie abbiegen wollen und das auch teilweise kilometerweit vor der Abfahrt, sodass bei einer mehrspurigen Straße oftmals nur eine Spur genutzt wird. Allerdings bietet die Simulation genug Werkzeuge um einen vernünftigen Verkehrsfluss hinzubekommen.

Durch die grenzenlose Freiheit des Straßenbaus können die verrücktesten Konstrukte dabei herauskommen. Die Besten und Skurrilsten können im Steam Workshop geteilt oder heruntergeladen werden. Tunnel gibt es zwar noch nicht, sollen aber laut Entwickler nachgeliefert werden. Notfalls werden es die Modder schon richten, hier ist die Community auch schon hart am Werkeln und wir werden sicherlich bald auch noch geilere Mods im Netz finden.

Tipps zum Verhindern eines Verkehrschaos
  • Kreisverkehre bauen
  • Durch Einbahnstraßen werden weniger Ampelkreuzungen erzeugt
  • viele Autobahnauffahrten bauen. Vor allem in Gewerbe-/Industriegebieten, da die LKWs nur irgendwie aus der Stadt müssen
  • Bus, U-Bahn von den Wohngebieten hin zu den Arbeitsstellen bauen
  • Gewerbe-/Industriegebiete nah an Güterbahnhöfe bauen. Dann müssen die LKWs nicht quer durch die Stadt fahren. Den Bahnhof so platzieren, dass die LKWs ohne Probleme rein- und rausfahren können sonst gibt es einen Megastau
  • Möglichst wenig Ampelkreuzungen produzieren. Dazu helfen auch kleine Straßen, da sie keine Ampelkreuzungen erzeugen und auf den großen Straßen die mittlere Spur auch häufig freibleibt.
  • LKW-Verkehr für Wohngebiete in denen sie nicht durchfahren sollen sperren
  • Die Fahrzeuge nehmen immer den kürzesten Weg, weshalb Umgehungsstraßen nicht unbedingt Erfolg versprechen

Der Verkehr kann ebenfalls durch öffentlichen Nahverkehr entlastet werden. Dies ist freilich nicht so komplex wie in Cities in Motion aber dafür um einiges leichter. Busbahnhof bauen, Haltestellen setzen, Linien verbinden und fertig. Auch das Bauen von U-Bahnen geht denkbar einfach. Einzig wenn man die Linien korrigieren möchte artet das in Fuselarbeit aus, da diese  mit der rechten Maustaste abgewählt werden müssen. Wenn in einem Bahnhof einmal 10 Linien zusammenlaufen dann macht das unfassbar viel Freude hier Korrekturen vorzunehmen …

Keine Pseudosimulation

Neben zahlreicher Statistiken können Fehlplanungen auch durch das Beobachten einzelner Bürger aufgedeckt und anschließend behoben werden. Im Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten ist in Cities: Skylines wirklich (fast) alles komplett durchsimuliert. Jeder Einwohner hat seinen eigenen Namen, seine Arbeitsstätte, seine Hobbys und seine Lieblingsläden und dorthin will er natürlich auch irgendwie kommen. Diese Informationen können anschließend genutzt werden um gezielt Straßen, ÖPNV, Freizeitmöglichkeiten, Geschäfte usw. perfekt zu setzen.

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Das ganze bei einer erstaunlichen Stabilität und hoher Performance. So gut wie keine Abstürze sind zu verzeichnen gewesen und obwohl die Stadt immer größer wird sind keine Ruckler zu verzeichnen. Die maximale Einwohnergröße von 1 Million haben wir jedoch im Test noch nicht erreicht. Auch Platz ist genug vorhanden um sich auszutoben. Offiziell können neun 2×2 km große Geländefelder erworben und bebaut werden. Es gibt allerdings schon eine Mod, in der alle 25 Flächen freigeschaltet sind. Allerdings gibt es keine Achievements mehr, wenn spielbeeinflussende Mods eingesetzt werden. Beim Kauf einer solchen Fläche sollte darauf geachtet werden, welche Fruchtbarkeit das Gebiet besitzt. Eine Ölindustrie macht natürlich nur Sinn, wenn es dort auch ein Ölfeld gibt.

Details, Details, Details

Auch grafisch weiß Cities: Skylines für eine Simulation sehr zu überzeugen. Vor allem detailverliebte Spieler werden voll auf ihre Kosten kommen. So beinhaltet das Spiel nicht nur von Haus aus viele Spezialgebäude, die nach und nach freigeschaltet werden sondern der angesprochene Workshop liefert mittlerweile schon tausende Dekorationen und Gebäude. Zum Standard der Infrastruktur gehören ebenfalls Einrichtungen wie Schulen, Parks, Polizei, Krankenhäuser, Feuerwehr, Müllabfuhr und Friedhöfe. Die sollten so platziert werden, dass jeder Einwohner davon profitieren kann und deren Fahrzeuge auch zu allen Gebäuden fahren können. Sonst stauen sich zum Beispiel die Müllwagen und holen den Unrat nicht rechtzeitig ab, was die Bürger erzürnt.

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Das spiegelt sich auch im allgemeinen Stadtbild wieder. Ohne eine Universität werden beispielsweise weniger oder gar keine Wolkenkratzer entstehen, da die Wirtschaft nicht von der Bildung profitieren kann. Wie man sieht gibt es einiges zu tun um eine perfekte Stadt zu konstruieren. Wer sich einmal eine Pause gönnen und sein Meisterwerk bestaunen möchte, der kann im Erkundungsmodus selbst durch seine eigene Stadt schlendern und wird feststellen, dass Cities: Skylines auch einen enormen Wuselfaktor bietet. Untermalt wird die Atmosphäre durch passende Soundeffekte, die sich je nach örtlichen Gegebenheiten unterscheiden. Im Park zwitschern die Vögel, in Autobahnnähe brummen die Motoren und im Industriegebiet werkeln die Maschinen.

Der finnische Entwickler Colossal Order hat es geschafft alle positiven Aspekte der Konkurrenz in ihrem eigenen Spiel unterzubringen und das fast ohne Schwächen. Durch die eigenen implementierten Ideen und überwiegend geschmeidigem Gameplay haben sie eine Städtebausimulation geschaffen, die nah an der Perfektion ist und derzeit das Aushängeschild dieses Genres darstellt. Das schlägt sich auch in den Verkaufszahlen wieder, so ist Cities: Skylines auch der erfolgreichste Launch-Titel des schwedischen Publishers Paradox Interactive.

Cities: Skylines ist auch in der Retail-Version erhältlich. Diese kostet rund 29,99€ und beinhaltet automatisch auch alle Vorbesteller-Boni der digitalen Version.

Erhältlich für: PC (Win, Linux, MAC)

Getestet auf: PC

GamingSpieletests / Cities: Skylines / Linux / Mac / Paradox / Paradox Interactive / PC / Review / Simulation / Städtebausimulation
[gamebolds.de] · 14.03.2015 · 21:45 Uhr
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