Brände wüten in Russland immer heftiger

Moskau (dpa) - Immer neue Waldbrände in Russland und beißender Rauch in Moskau: ein Ende der schlimmsten Naturkatastrophe im Riesenreich seit Jahrzehnten ist weiter nicht in Sicht. Innerhalb eines Tages brachen nach Angaben des nationalen Krisenzentrums landesweit rund 300 neue Brände aus.

Im Kampf gegen die Feuerwalze setzt die Regierung außer Hunderttausenden Rettungskräften nun auch 10 000 Soldaten ein. Dies seien doppelt so viele wie bisher, teilte das Verteidigungsministerium nach Angaben der Agentur Itar-Tass mit. Die Soldaten sollen mit schwerer Technik Brandschneisen schlagen und Wasserleitungen legen.

Der Flughafen in Nischni Nowgorod etwa 400 Kilometer östlich von Moskau wurde wegen starken Rauchs geschlossen. In der Region liegt auch das atomare Forschungszentrum Sarow, in dessen Umgebung Flammen loderten. «Die Lage in Sarow wendet sich zum Besseren», sagte der Leiter des staatlichen Atomkonzerns Rosatom, Sergej Kirijenko, am Mittwochabend. Sprengstoffe und nukleares Spaltmaterial seien in Sicherheit gebracht worden. Falls das Feuer auf das Zentrum übergreife, bestehe kein erhöhtes Strahlenrisiko, sagte Kirijenko.

Die Waldbrände bedrohten zudem knapp 90 kleine erdölverarbeitende Betriebe, sagte Vizeregierungschef Igor Setschin. Die Raffinerien verfügten über keine automatischen Feuerlöschanlagen und auch nicht über Giftgas-Warnsensoren. Die technische Aufsichtsbehörde Rostechnadsor werde das Erdöl abtransportieren, sagte Setschin.

Kremlchef Dmitri Medwedew kehrte am Mittwoch aus seinem Sommerurlaub im Schwarzmeer-Kurort Sotschi nach Moskau zurück. Er verfügte bei einer Sitzung des Krisenstabes einen stärkeren Schutz strategisch wichtiger Objekte.

«Dies ist eine gewaltige Herausforderung für unser Land», sagte Medwedew. «Wir müssen aus dem, was geschehen ist, unsere Lehren für das nächste Jahr ziehen.» Nach Ansicht von Experten war Russland nicht ausreichend auf die Waldbrände vorbereitet.

Der Präsident verlangte, die Behörden müssten intensiv gegen «Anarchie» durchgreifen. In den vergangenen Tagen wurden wiederholt Plünderer festgenommen. Zudem versuchen Betrüger, sich illegal staatliche Hilfen für zerstörte Häuser zu sichern.

Die Zahl der Toten bei den Bränden stieg landesweit nach Behördenangaben auf 48. Hunderte wurden verletzt, Tausende obdachlos. Hilfsorganisationen rechnen mit deutlich mehr Opfern.

Erstmals gab es offizielle Berichte über die Zerstörung wertvoller Kulturschätze. In dem Dorf Jewlaschewo im Gebiet Pensa etwa 560 Kilometer südöstlich von Moskau brannte eine russisch-orthodoxe Holzkirche mit Ikonen aus dem 19. Jahrhundert nieder. Die Polizei nahm mutmaßliche Brandstifter fest.

Auch eine Basis der russischen Marine nahe Moskau wurde Opfer der Flammen. Medienberichten zufolge wurden hunderte Lager zerstört. Auf dem Gelände lagern angeblich 65 000 Tonnen Militärtechnik, darunter hunderte Hubschrauber und Flugzeuge. Medwedew feuerte wegen «Versäumnis der Dienstpflicht» mehrere hochrangige Offiziere, darunter den Chef der Marineflieger, und verwarnte den Oberbefehlshaber der Marine, Wladimir Wyssozki.

In Moskau mit mehr als zehn Millionen Einwohnern verschlimmerte sich die Lage ebenfalls. Der Rauch von den Torfbränden rund um die größte Stadt Europas hüllte die Metropole in dichten Smog. Überall lag extremer Brandgeruch in der Luft. Viele Hauptstädter klagten über schwere allergische Beschwerden, Atemnot, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Unterdessen stoppte der deutsche Autobauer Volkswagen wegen der Brände die Produktion in seinem Werk Kaluga bei Moskau. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Beschäftigten, sagte ein VW-Sprecher in Wolfsburg. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werde, sei offen.

Brände / Wetter / Russland
04.08.2010 · 16:53 Uhr
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