Betteln in der Zukunft: Diese Jacke ermöglicht den drahtlosen Empfang von elektronischen Spenden
Sie gehören zum Stadtbild nahezu jeder größeren Stadt: Obdachlose. Nicht wenige davon beziehen einen Teil ihres Einkommens von Passanten, die sie nach Geld fragen – gemeinhin bezeichnet man das als Betteln. Wie aber soll das in einer Zukunft ablaufen, in der Bargeld immer mehr an Bedeutung verliert? Designer aus den Niederlanden haben die Antwort: Sie entwarfen eine Jacke, die mittels integrierter Elektronik Geld drahtlos und elektronisch von Kreditkarten empfangen kann.
Drahtlose Spende auf digitalem Weg
Hinter der Jacke stehen Designer der Agentur N=5. Ihr Prototyp wurde von zwei wesentlichen Erkenntnissen inspiriert. Zum einen erkannte das Team, dass wir immer weniger Bargeld mit uns tragen. Zum anderen kamen die Designer zu dem Schluss, dass zwar viele Menschen gerne Obdachlosen helfen würden, allerdings befürchten, mit Bargeld Süchte zu unterstützen. Das Team machte sich daraufhin Gedanken darüber, was die logischen Folgen dieser Erkenntnisse sein sollten.
Heraus kam eine warme Winterjacke, in die ein Gerät integriert ist, dass drahtlos Geld von Kreditkarten empfangen kann. Wer mit seiner Smart-Kreditkarte das dafür vorgesehene Feld berührt, der spendet automatisch einen Euro an den Träger der Jacke. Das Geld geht an ein spezielles Konto, das von einer Obdachlosenunterkunft verwaltet wird.
Das Geld wird von einer Obdachlosenunterkunft verwaltet
Die Verwaltung durch die Obdachlosenunterkunft verhindert, dass der Empfänger des Geldes dieses für Suchtmittel ausgeben kann. „The only way to redeem the money received this way is through one of the official homeless shelters. The money never goes to the homeless person as cash, but is always redeemed in kind. This way, it can be spent on a place to sleep, a shower, or food. The homeless person can also choose to spend it on self-improvement, like vocational training courses or even for building up savings„, so Merel Hoogendorp, die an der Entwicklung der Jacke beteiligt war.
Dadurch, dass die Obdachlosen das Geld nie in Form von Bargeld erhalten, wird ein eventueller Missbrauch zwar effektiv verhindert, aber gleichzeitig nimmt man den Empfängern der Spenden auch einen Teil ihrer Selbstständigkeit, was durchaus ein Kritikpunkt an dem System ist. Auf der anderen Seite dürfte es wohl außer Frage stehen, dass entsprechende Bedenken viele Menschen davor zurückschrecken lassen, Obdachlosen Geld zu geben.
Der Prototyp kam bei Obdachlosen gut an
Das Konzept ist aktuell noch in der Prototyp-Phase. Bisher haben die Entwickler eine der Jacken hergestellt, die bereits von mehreren Obdachlosen getestet wurde. Die Rückmeldungen waren durchaus positiv. Vor allem stellte sich heraus, dass die Obdachlosen mehr Spenden erhielten, weil die Spender sich keine Gedanken darüber machen mussten, wie das Geld ausgegeben wird.
Aktuell kooperiert das Team mit einer Obdachlosenunterkunft und einer lokalen Bank. Andere Partner werden allerdings bereits gesucht. „Our aim is to be able to produce, at scale, a version that’s safe, compact, and affordable so that it becomes helpful for everyone who needs it„, so Hoogendorp weiter.
via Fastcoexist.com