Analyse: Den Griechen reicht es

Athen (dpa) - Griechenland versinkt im Müll, durch die Hauptstadt ziehen Schwaden aus Tränengas, Brandsätze explodieren. Ein Land im Ausnahmezustand. Die Gewerkschaften machen Druck auf die sozialistische Regierung.

Kampflos wollen die Staatsbediensteten ihre Privilegien nicht opfern - was sie immer damit anderen Landsleuten und letzten Endes ihrem Land antun werden. Sie sind empört und sprechen von «Politiker-Dieben, die uns das Geld gestohlen haben».

Aber auch andere Berufsstände machen gegen die Regierung mobil: Nun schließen sich Apotheker, Händler, Taxi- und Lastwagenbesitzer, Kleinunternehmer dem Streik an. Sie beklagen, dass sie hart sparen und immer mehr Steuern zahlen müssen, der Staat am Ende doch weiter nur Defizite produziert.

Die Streiks und die Demonstrationen am Mittwoch hatten es in sich. 200 000 Menschen versammelten sich nach Schätzungen der Gewerkschaften im Zentrum Athens. 70 000 Demonstranten schätzte die Polizei. «Wir können es nicht mehr ertragen. Sparen und sparen und kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht», sagte ein Teilnehmer der Proteste. Man fühle sich als «Versuchskaninchen» von Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank.

Nicht alle blieben in ihrem Zorn friedlich. Am Rande der Demonstrationen randalierten auch wieder Chaoten. Vermummte warfen Brandflaschen und einen Hagel von Steinen auf Polizisten. Diese antwortete mit Tränengas-Salven. Das Zentrum Athens verwandelte sich in einem Ort des Schreckens. Tausende Menschen flohen in Panik durch die engen Gassen.

Aber auch in dieser explosiven Lage fand Regierungschef Giorgios Papandreou markige Worte für die Streikenden: «Wenn Sie das Land zersetzen, dann wird es kein Geld für die Renten und Löhne geben.» Ein Problem bleibt, dass sich die Politikerkaste des Landes mehr mit sich selbst als mit den drängenden Problemen des Landes beschäftigt. Von Eintracht keine Spur, wie sich am Dienstag und Mittwoch wieder einmal zeigte.

Papandreou traf sich mit dem konservativen Oppositionschef Antonis Samaras. Die Mienen waren versteinert. Samaras war nach Informationen aus seinem Umfeld beleidigt, weil Papandreou bei einer Rede die gegnerische Partei Nea Dimokratia für einen Teil der Krise verantwortlich gemacht hatte. Kalten Blickes gab er Papandreou die Hand und erklärte, er könne nicht mit jemanden zusammenarbeiten, der ihn schlecht mache.

Aber auch Papandreou leistete seinen Teil zur miesen Stimmung. Er hatte Samaras fast zwei Stunden warten lassen, weil er es vorzog, eine Rede vor Abgeordneten seiner Partei zu halten. Die Presse bemerkte spitz, das Land rücke mit jeder Minute dem Bankrott näher, aber kein Politiker spreche darüber.

Neuwahlen würden wahrscheinlicher, meinen politische Kommentatoren. Vielleicht gebe es nach Wahlen eine Chance, den Gordischen Knoten zu zerschlagen. Umfragen deuten darauf hin, dass die Griechen keiner Partei die Mehrheit geben. Dann müssten auch politische Erzfeinde zusammenarbeiten - im Interesse des Landes.

EU / Finanzen / Streiks / Griechenland
20.10.2011 · 09:57 Uhr
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