Abschottung vom Rest der Welt: Der Iran baut sich ein eigenes Internet
Das Internet wird im Iran schon seit dem Jahr 2006 streng kontrolliert und zensiert. Westliche Dienste wie Youtube oder Facebook werden dabei gezielt blockiert. Dies änderte sich auch nach dem Amtsantritt des Reformpräsidenten Hassan Rohani nicht. Bisher konnten User die Blockade dabei aber umgehen, indem sie etwa einen VPN-Channel nutzten und so über ein anderes Land auf die Webseiten zugriffen. Nun geht die iranische Regierung aber noch einen deutlichen Schritt weiter: Zukünftig soll das weltweit verbreitete Internet durch ein rein nationales Datennetzwerk ersetzt werden. Bisher sind dabei nur die Webseiten der staatlichen Behörden und Organisationen in das Datennetz eingepflegt. Zukünftig sollen aber auch viele weitere Dienste integriert werden – der Zugriff auf ausländische Webseiten aber nicht mehr möglich sein.
Nichtregierungsorganisationen betrachten das Projekt mit großer Skepsis
Für die Menschen im Iran ist dies keine gute Nachricht. Zwar wirbt die Regierung mit günstigeren Anschlüssen und einer erhöhten Übertragungsgeschwindigkeit, aber die Möglichkeiten der Einwohner des Landes sich zu informieren werden massiv eingeschränkt. Hinzu kommt eine weitere Problematik: Da das nationale Netz von den iranischen Behörden betrieben wird, könnte es auch dazu dienen, Kritiker des Regimes gezielt zu verfolgen. Zwar beteuert die iransiche Regierung, dass der Datenschutz auch in der iranischen Variante des Internets gewahrt bleibe. Doch viele Nichtregierungsorganisationen bleiben skeptisch und warnen vor den Gefahren des Projekts.
Bisher umgehen viele Iraner die Zensur einfach
Offiziell begründet wird die Einführung des nationalen Datennetzwerks dabei mit dem Schutz vor Hackerangriffen aus dem Ausland. Theoretisch ist die komplette Abschottung dabei auch durchaus eine effektive Gegenmaßnahme. Die wahren Hintergründe dürften aber eher in einem anderen Bereich liegen: Die iranische Bevölkerung war sehr kreativ darin, die Sperren und Blockaden der Regierung zu umgehen und weiterhin auf Seiten wie Facebook und Instragram aktiv zu bleiben. Das nationale Datennetzwerk soll nun nach und nach ausgebaut werden und in seiner finalen Version alle iranischen Online-Inhalte vereinen. Spätestens dann könnte die Online-Verbindung zum Rest der Welt gekappt werden.
Via: Mehr News