300 Jugendliche in Zeltlager an Darmvirus erkrankt
Bad Segeberg/Norderstedt (dpa) - Rund 300 Jugendliche sind am Wochenende in einem Zeltlager in Schleswig-Holstein an Brechdurchfall erkrankt. Vermutlich haben sie sich mit Noroviren angesteckt.
Mindestens 143 Teilnehmer des Zeltlagers «Camp D» in Bad Segeberg wurden nach Angaben des Camp-Notarztes Franz-Rudolf Fendler ins Krankenhaus gebracht. Insgesamt mussten rund 300 Teilnehmer medizinisch versorgt werden, sagte die Landrätin von Bad Segeberg, Jutta Hartwieg, der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag. Das Zeltlager, zu dem Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus ganz Deutschland gekommen waren, wurde aufgelöst.
Als mögliche Ursache der Brechdurchfälle kommen hoch ansteckende Noroviren in Betracht. Bei vier Patienten sei das Virus nachgewiesen, teilte die Landrätin mit. Noroviren führen immer wieder zu großen Ausbrüchen von Magen-Darm-Erkrankungen.
Lebensgefahr bestehe jedoch für keinen der Erkrankten, sagte Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. «Die Lage ist im Griff», versicherte er. «Die Ärzte gehen davon aus, dass die Beschwerden in spätestens zwei Tagen wieder abklingen werden.»
Wie das Norovirus ins Camp gelangen konnte, darüber gab es bis zum Sonntagabend keine Hinweise. «Es könnte schon ausreichen, wenn ein einziger Jugendlicher mit dem Virus infiziert war», sagte Hartwieg. Denkbar sei aber auch ein entsprechender Lebensmittel-Befall. Endgültige Gewissheit, ob das Norovirus tatsächlich Auslöser war, könnten voraussichtlich am Montag vorliegende Laborergebnisse bringen.
Die ersten Jugendlichen hatten nach einer Sportveranstaltung am Nachmittag über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall geklagt. Die Zahl der an Brechdurchfällen erkrankten Jugendlichen stieg bis Sonntag rasant an. «Erst waren es 40, dann 60, bis Sonntag mussten die Notärzte rund 300 Teilnehmer versorgen», berichtete Hartwieg. Die hohe Zahl an plötzlich Erkrankten stellte die Einsatzkräfte vor eine logistische Herausforderung. 143 Patienten wurden auf etwa 20 Kliniken in ganz Schleswig-Holstein und Hamburg verteilt. Einige konnten die Kliniken nach der medizinischen Erstbehandlung aber wieder verlassen.
Für Angehörige wurde eine Hotline eingerichtet. Betroffene können unter 0170/6311627 fragen, in welchem Krankenhaus ihre Angehörigen behandelt werden.