Soziales Umstrittene Aids-Prävention

maXXim

Gesperrt
2 September 2009
133
9
image-11559-panoV9-vdop.jpg

Umstrittene Aids-Prävention

Der Verein Regenbogen kämpft für die HIV-Prävention. In seinem aktuellen Spot "Aids ist ein Massenmörder" entpuppt sich der männliche Part beim Liebesspiel als Adolf H****r. Die kalkulierte Provokation stößt auf heftige Kritik - vor allem im Ausland.

Hamburg - Das Licht ist gedimmt, man kann Mann und Frau nur schemenhaft erkennen, die sich anschließende Sexszene ist jedoch eindeutig. Schließlich rückt das Gesicht des Mannes in den Fokus der Kamera: Adolf H****r. Danach der Slogan: "Aids ist ein Massenmörder."

Die neue Kampagne der Initiative Regenbogen e.V., die als gemeinnütziger Selbsthilfeverein für die Aids-Prävention kämpft, bedient sich bekannter Massenmörder der Geschichte, um auf die Problematik von HIV und Aids hinzuweisen: Adolf H****r, Josef Stalin, Saddam Hussein.
In Zusammenarbeit mit der Hamburger Kommunikationsagentur "das comitee" sind Plakate und Videospots entstanden, die schon vor ihrer offiziellen Veröffentlichung im Internet kursieren - und für heftige Kritik, aber auch hohe Abrufzahlen sorgen.
Vor allem in Großbritannien und den USA empört man sich über die Geschmacklosigkeit der Kampagne. Der Spot "stigmatisiere die Menschen, die HIV-positiv sind und die ohnehin einer großen Diskriminierung und Ignoranz ausgesetzt" seien, sagte eine Sprecherin des National Aids Trust, der die Aktionen zum Welt-Aids-Tag in Großbritannien koordiniert.
Die Organisation befürchtet, dass die Botschaft des Spots die Menschen davon abhalte, sich testen zu lassen - die HIV-Positiven sowie die Erkrankten würden selbst zu Massenmördern stigmatisiert. Zudem wird kritisiert, dass die Videos keine Informationen über Präventionsmöglichkeiten enthielten.
"Wir wollten dem Virus ein Gesicht geben"
Bei den Machern versteht man die Aufregung nicht. Dass das Video viel Aufmerksamkeit erzeugt und bereits Tausende Male bei YouTube aufgerufen worden ist, sieht man als Bestätigung.
Auf der Internetseite der Kampagne heißt es zur Begründung: "Bis jetzt starben weltweit mehr als 28 Millionen Menschen. Und jeden Tag kommen über 5000 neue Todesfälle hinzu. Damit ist Aids einer der größten Massenmörder in der Geschichte."
"Wir wollten dem Virus ein Gesicht geben, nicht den Erkrankten", sagt Dirk Silz von "das comitee" SPIEGEL ONLINE. "Dass die Kampagne möglicherweise über das Ziel hinausschießt, haben wir in Kauf genommen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen."
Die immergleichen Plakate der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die unter dem Slogan "Gib Aids keine Chance" Radieschen und anderes Gemüse mit Kondomen zeigten, könnten diese Wirkung heute nicht mehr erzielen, sagt Silz.
Den Vorwurf, man weise im Video nicht explizit genug auf Präventionsmaßnahmen hin, weist der Werber zurück: "Es gibt den Hinweis 'Schütz Dich!'. Wer nicht weiß, dass man sich mit Kondomen gegen Aids schützen kann, lebt noch in der Steinzeit."
Silz bezeichnet die Videokampagne als "radikalen Schritt" - allerdings ist der Ansatz, H****r für die HIV- und Aids-Aufklärung einzusetzen, keineswegs neu. Anfang des Jahres bediente sich schon die Kampagne der Münchner Aidshilfe mit dem unmissverständlichen Titel "Der Schwanz als Diktator" des "Führers".
Jan Schwertner, Pressesprecher des Vereins Regenbogen, ist bemüht, zu betonen, "dass wir nicht die ersten sind, die das Thema Aids mit Diktatoren in Verbindung bringen". Mit anderen Worten: Der Ansatz ist zwar nicht originell, da er aber trotzdem und immer noch kalkuliert schockiert und erwartbar empört, nimmt man das in Kauf.
"There is no such thing as bad publicity"
"Wir arbeiten mit dem Schockeffekt. Durch die mediale Reizüberflutung gehen viele andere Sachen in der Masse unter. Die Strategien der Aids-Prävention müssen überdacht werden", sagt Schwertner SPIEGEL ONLINE und meint ebenfalls die Gemüsekampagnen des BZgA. Vor allem junge Leute reagierten auf die aktuelle Regenbogen-Kampagne positiv.
Aus Sicht des Vereins ist die Kampagne gelungen. Frei nach dem Motto: There is no such thing as bad publicity, zu deutsch: Negative Aufmerksamkeit gibt es nicht.
Schwertner betont, dass die Betroffenen, die für den Verein arbeiten, sich keineswegs diskriminiert fühlten durch die Kampagne. Man stelle schließlich nicht die HIV-Positiven, sondern die Krankheit an sich als Massenmörder dar.
Die Einwände aus dem Ausland weiß man bei Regenbogen e.V. zu deuten. Eventuell, so mutmaßt man, fürchteten die britischen Organisationen um ihre Spendengelder. Denn die könnten bei so viel Aufmerksamkeit ja auf das Konto des deutschen Vereins statt auf das des britischen Aids Trust fließen.
Sind die Briten also nur neidisch auf die H****r-Kampagne? "Aids ist eine Krankheit und keine Politik", sagt Schwertner.
Allein: Politik wird trotzdem mit ihr gemacht.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,647393,00.html


Regenbogen e.V.
An Jan Schwertner, Heiko Schüßling und Patrick Ehrlich
Grubenweg 3
66123 Saarbrücken



Hölstein, 7. September 2009

Offener Brief an die Organisation Regenbogen e.V.




LHIVE, die Organisation der Menschen mit HIV und AIDS in der Schweiz fordert den Verein Regenbogen e.V. in Deutschland dazu auf, unverzüglich ihren neue Präventionskampagne
„ AIDS ist ein Massenmörder“ zurückzuziehen.

Es ist eine Schande wie in diesem Spot Menschen mit HIV und AIDS dargestellt werden.
Wir sind entsetzt und erwarten insbesondere, dass alle Prominente die sich vor bzw hinter diesen Verein stellen, zu dieser entwürdigenden Kapagne Stellung nehmen.
Menschen mit HIV und AIDS mit H****r, Stalin oder Sadam Hussein gleichzusetzen ist diskriminierend, ehrverletzend und indiskutabel, besonders noch von einem Verein, der sich Solidarität mit Menschen mit HIV und AIDS auf die Fahne schreibt.
Sollte die Kampagne wie geplant umgesetzt werden, prüfen wir rechtliche Schritte.

Michèle Meyer, Präsidentin LHIVE

Quelle https://forumhiv.de/viewtopic.php?f=6&t=542




Was haltet ihr davon?​
 
[N] Aids-Spot mit Adolf H****r sorgt für Wirbel

Folgende News wurde am 08.09.2009 um 16:38:49 Uhr veröffentlicht:
Aids-Spot mit Adolf H****r sorgt für Wirbel
DPA-News

Hamburg (dpa) - Ein nobles Appartement, im Dämmerlicht sind ein Mann und eine Frau bei leidenschaftlichem S*x zu erkennen - was aussieht wie ein Softporno, entpuppt sich am Ende als ein Alptraum, als der Mann sein Gesicht in die Kamera hält: Adolf H****r!Danach der Slogan: «Aids ist ein Massenmörder!» Die Kampagne, die der Verein Regenbogen (Saarbrücken) zusammen mit der Hamburger Werbeagentur das comitee entwickelt hat, bedient sich bekannter Massenmörder der Geschichte, um auf die Problematik von HIV und Aids hinzuweisen: Adolf H****r, Josef Stalin, Saddam Hussein. Der Video-Spot, der bisher nur im Internet zu sehen ist, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst - nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) forderte den sofortigen Stopp der Aktion. «Das ist eine der schlimmsten Kampagnen seit dem Ausbruch der HIV-Epidemie», sagte Carsten Schatz von der Deutschen Aids-Hilfe am Dienstag in Berlin. «Dieser widerliche Spot mit einem Adolf- H****r-Imitator verhöhnt alle Opfer des Nationalsozialismus und setzt HIV-positive Menschen mit Massenmördern gleich. »Auch in den USA und Großbritannien empört man sich über die Kampagne. Der Spot «stigmatisiere die Menschen, die HIV-positiv sind und die ohnehin einer großen Diskriminierung und Ignoranz ausgesetzt» seien, sagte eine Sprecherin des National Aids Trust, der die Aktionen zum Welt-Aids-Tag in Großbritannien koordiniert, dem «Telegraph». «Dem Verein Regenbogen sollte die Gemeinnützigkeit aberkannt werden, da es hier offensichtlich um Panikmache auf dem Rücken von Menschen mit HIV und Aids geht», forderte Carsten Schatz. Die Aids- Hilfe prüfe rechtliche Schritte gegen den Verein. Auch die Deutsche Aids-Stiftung verurteilte die Umsetzung der Kampagne. «Wer HIV- positive Menschen diskriminiert und die große Mehrheit der Bevölkerung verunsichert, gefährdet den bisherigen Erfolg der deutschen Präventionskampagnen», sagte Ulrich Heide vom Vorstand der Stiftung. Notwendig seien Spots, die über den Schutz vor HIV aufklären und für Solidarität mit den Betroffenen werben. Die Macher der Kampagne haben mit so einer massiven Protestwelle wohl nicht gerechnet: «Wir wollen dem Virus ein Gesicht geben und nicht den Menschen, die HIV-positiv sind», sagte der Vorsitzende des Vereins Regenbogen, Jan Schwertner, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Durch die mediale Reizüberflutung müssten die privaten Aids- Kampagnen zu provokanteren Mitteln greifen, um auf die Bedrohung durch Aids aufmerksam zu machen. Auch Dirk Silz, Geschäftsführer der Agentur das comitee, verwies auf die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die mit Gemüse und Kondomen werbe und «viel zu harmlos» sei. «Langeweile ist immer die schlechteste Werbung», sagte Silz. Aber muss man deshalb gleich zu Adolf H****r greifen, der in dem Hörfunk-Spot der Kampagne in Anlehnung an die Goebbels-Rede «Wollt ihr den totalen Krieg?» fragt: «Wollt ihr alle Aids?» Die kritisierte Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln bezeichnete den Spot als «geschmacklos und kontraproduktiv für die Prävention». Die AIDS-Hilfe in Köln kritisierte außerdem, dass der Spot an der Wirklichkeit vorbeigehe: Die Rate der Neuinfizierungen sei in Deutschland relativ niedrig und in 60 Prozent der Fälle gehe es um Homosexuelle.

www. stopaids. dewww. aidshilfe-beratung. de
 
Hat jemand den Forenbutton geklickt aber traut sich nix zu sagen :ugly:
Ist nen super Renomee Thema :mrgreen:

Wer sowas behauptet:
setzt HIV-positive Menschen mit Massenmördern gleich
Hat die Werbung nicht kapiert behaupte ich mal ganz salopp.

Wenn Adolf nicht für die Gruppe der Aids infizierten steht sondern für den Virus an sich passt die Werbung wie die Faust aufs Auge.

Und bevors jemand sagt, frag ich gleich: Wieso sollte man die Bösen Mächte der Geschichte nicht für Werbespots hernehmen dürfen?
Wenns darum geht, Millionen mit nem WK Film einzunehmen, hat auch keiner nen Prob damit...
 
Wenn Adolf nicht für die Gruppe der Aids infizierten steht sondern für den Virus an sich passt die Werbung wie die Faust aufs Auge.

Wichtig ist nicht, wie es gedacht war, sondern wie es empfunden wird und ich kann sehr gut verstehen, dass es viele eben so verstehen, dass Adolf für die HIV-positiven steht und das ist absolut unterste Schublade.
 
[...]Die Macher der Kampagne haben mit so einer massiven Protestwelle wohl nicht gerechnet[...]

Ich dachte immer Werbefachleute müssten sich mit der Wirkung von Kampagnen auf die Menschen und die Medien auskennen.

Wenn man das Polarisationpotential hier tatsächlich übersieht, muss man doch blind sein.
 
Hat vielleicht jemand einen Link zu dem Video? dann könnte man da glaube ich besser was zu sagen. (oder hab ich nur den link übersehn)
 
Wenn Adolf nicht für die Gruppe der Aids infizierten steht sondern für den Virus an sich passt die Werbung wie die Faust aufs Auge.

Seh ich genauso.
Wer soviel hineininterpretiert, dass H****r in diesem Fall mit Aids Infizierten gleichgesetzt wird hat meiner Meinung nach ein bischen viel Fantasie. Sicher ist H****r in dem Video die Person, die S*x hat und die Aussage ist auch sicher, dass man sich schützen soll. Aber der Slogan sagt doch ganz klar: AIDS ist ein Massenmörder!
Also, meiner Meinung nach, viel Wind um nichts. Aber soll mir Recht sein, solang wieder ein Paar Menschen daran erinnert wurden, dass es Aids tatsächlich noch gibt...

Edith meinte ich könne ruhig noch den Link nachreichen: https://www.aids-ist-ein-massenmoerder.de
 
[N] Youtube sperrt umstrittenes Aids-Video

Folgende News wurde am 09.09.2009 um 12:58:38 Uhr veröffentlicht:
Youtube sperrt umstrittenes Aids-Video
DPA-News

Hamburg (dpa) - Der weltweit größte Anbieter von Videos im Internet, youtube, hat das umstrittene Aids-Video mit einem Adolf- H****r-Imitator gesperrt. Auf den Seiten erscheint nur noch das Plakat der Anti-Aids-Kampagne, das Adolf H****r beim S*x mit einer jungen Frau zeigt. Auch auf der Internetplattform facebook ist das Video nicht mehr zu sehen. Auf der Internetseite der Kampagne des Vereins Regenbogen, www. aids-ist-ein-massenmoerder. de ist das Video aber nach wie vor zu sehen.
 
Ja wie hohl ist das denn?
Gibts da nicht auch das Video mit dem singenden H****r in der Badewanne? Nun fühl ich mich aber diskriminiert... Ich bade auch regelmäßig... :roll:
 
Ja wie hohl ist das denn?
Gibts da nicht auch das Video mit dem singenden H****r in der Badewanne? Nun fühl ich mich aber diskriminiert... Ich bade auch regelmäßig... :roll:

meinste das hier? https://www.youtube.com/watch?v=Pq4gQPReH2E

ich finds auch lächerlich. Aber so ist die Welt halt.

Über die näheren Umstände und die genaue kritik habt ihr euch nicht wirklich informiert, oder?

Es geht nicht darum, dass es H****r ist, sondern in welchem Kontext sein Gesicht verwendet wird:

Die Organisation befürchtet, dass die Botschaft des Spots die Menschen davon abhalte, sich testen zu lassen - die HIV-Positiven sowie die Erkrankten würden selbst zu Massenmördern stigmatisiert.

Quelle
 
Über die näheren Umstände und die genaue kritik habt ihr euch nicht wirklich informiert, oder?

Öhm doch...

Die Organisation befürchtet, dass die Botschaft des Spots die Menschen davon abhalte, sich testen zu lassen - die HIV-Positiven sowie die Erkrankten würden selbst zu Massenmördern stigmatisiert.
Ich wiederhole mich zwar ungern, aber die genaue Aussage ist doch "AIDS ist ein Massenmörder. Schütz Dich!" Und wer da etwas missverstehen will tut das auch bei ganz anderen Präventionsplakaten. Bei den Gemüse- und Obstplakaten der BzgA hatten die Leute ja auch nicht den Eindruck, dass sie als Gemüse dargestellt werden, oder?
Ich bin immer noch der Meinung, dass dieser Spot sinnvoll ist. Vielleicht ist er unglücklich umgesetzt, so dass er heiß diskutiert wird und vielleicht fühlen sich auch viele Betroffene schlecht behandelt oder dargestellt. Aber ich bin auch der Meinung, dass man das in Kauf nehmen kann, wenn man wieder ein paar Leute wachgerüttelt hat, das AIDS eben doch noch existiert, keine Heilung existiert und eben kein Sammelbild ist, was man unbedingt haben muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin immer noch der Meinung, dass dieser Spot sinnvoll ist. Vielleicht ist er unglücklich umgesetzt, so dass er heiß diskutiert wird und vielleicht fühlen sich auch viele Betroffene schlecht behandelt oder dargestellt.

Trifft auch nur deshalb zu, weil v.a. H****r drin vorkommt.
Die hätten sonst wen reinstellen können, da hätts dann keine Sau interessiert.
 
Öhm doch...

Ich wiederhole mich zwar ungern, aber die genaue Aussage ist doch "AIDS ist ein Massenmörder. Schütz Dich!"

Jepp - die Aussage kommt nur ganz am Schluss - und relativ kurz.

Einfach gestrickte Gemüter könnten nun mal denken: "Aidskranke sind wie H****r".

Einfach mal davon ausgehen, dass jeder so clever ist, den Dualismus der Aussage zu kapieren, ist etwas zu kurz gedacht...

Diese Aktion ist z.B. auch geistreich, aber missverständlich, weil sie mit Dualismen Arbeitet:

https://www.michael-stich-stiftung....ry/popup/d067f6e5e9714677ca2471f6f683bb03.jpg
 
was kann man da missverstehen?

Ein "infizierter Penis" ist nun mal ungeschützt wie eine Waffe. Das mag unbequem und krass sein, aber es ist nun mal so.