News Aigner: Grundnahrungsmittel werden in Deutschland vielfach zu billig verkauft

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25 April 2006
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Folgende News wurde am 12.05.2012 um 00:00:00 Uhr veröffentlicht:
Aigner: Grundnahrungsmittel werden in Deutschland vielfach zu billig verkauft
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Berlin (dts) - Grundnahrungsmittel werden nach Überzeugung von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) in Deutschland vielfach zu billig verkauft, weil sich die Discounter einen "ruinösen Preiskampf" zu Lasten der Landwirte liefern. In einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag" schreibt Aigner: "Mich besorgt der immer aggressivere Wettbewerb unter Lebensmittel-Discountern." Aigner weiter: "Milch, Fleisch oder Brot dürfen nicht verramscht werden. Unsere Landwirte haben einen Anspruch auf eine anständige Bezahlung ihrer Leistungen." Durch Tiefstpreise werde "der Eindruck erweckt, Lebensmittel seien Ramsch-Artikel", so die Ministerin weiter: "Lebensmittel aus Deutschland sind von höchster Qualität und genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Dieser Ruf darf nicht aufs Spiel gesetzt werden, weil ein paar Konzerne sich einen ruinösen Preiskampf liefern und eine ganze Branche zwingen, ihnen zu folgen." Die Ministerin warnte die Lebensmittelkonzerne davor, das Vertrauen der Verbraucher aufs Spiel zu setzen: "Ich werbe für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln. Unternehmen, die um jeden Preis nur ihren Marktanteil im Auge haben und denen die Wertschätzung ihrer Waren egal ist, verspielen langfristig das Vertrauen der Kunden und die Existenz ihrer Lieferanten. Der Lebensmittelhandel muss bedenken, wo es hinführt, wenn am Ende nur noch der Preis regiert. Billiger ist nicht immer besser."
 
Mit dem "Gehalt", was sie bekommt, kann sie sowas natürlich sagen....
Jedoch, wenn man "Otto Normalverbraucher" ist, sieht man sowas aus anderer Perspektive.
Was hat ein höherer Preis mit "Wertschätzung" zu tun?
Man kann nur das kaufen, was das Einkommen hergibt, und das ist bei mehreren Millionen Bürgern sehr gering!
 
Mit dem "Gehalt", was sie bekommt, kann sie sowas natürlich sagen....
Jedoch, wenn man "Otto Normalverbraucher" ist, sieht man sowas aus anderer Perspektive.
Was hat ein höherer Preis mit "Wertschätzung" zu tun?
Man kann nur das kaufen, was das Einkommen hergibt, und das ist bei mehreren Millionen Bürgern sehr gering!

Es ist aber auch ein Fakt, dass in keinem Land sonst in Europa anteilig vom Durchschnittseinkommen so wenig fürs Essen ausgegeben wird wie in Deutschland.
 
Es ist aber auch ein Fakt, dass in keinem Land sonst in Europa anteilig vom Durchschnittseinkommen so wenig fürs Essen ausgegeben wird wie in Deutschland.
Stimmt. Den Deutschen ist meistens das Auto oder die Wohnung wichtiger. Franzosen leben beispielsweise in deutlich kleineren Wohnungen als die Deutschen und kaufen sich auch nicht so häufig neue Autos.

anddie
 
Jedoch, wenn man "Otto Normalverbraucher" ist, sieht man sowas aus anderer Perspektive.

Der Otto Normalverbraucher der ein paar europäische Länder besucht hat merkt das sie recht hat und alles was Grundnahrungsmittel heißt wirklich extrem billig ist.

Das was wirklich Geld kostet beim einkaufen sind doch keine Grundnahrungsmittel. Selbst Obst und Gemüse sind richtig billig wenn man die Sachen kauft die grad Saison haben oder fast ganzjährig billig sind (Kartoffeln, Möhren, Äpfel, Zwiebeln)
 
Ein Doppel-Brötchen für 35 Cent Minimum vom Bäcker finde ich nicht gerade zu billig

Dafür geht man im Osten im Schnitt immerhin 9 Minuten arbeiten um das zu netto zu verdienen

Von einem Käsebrötchen o.ä. für 80 Cent ganz zu schweigen. Sind wahrscheinlich dann schon Luxusgüter für die Frau Ministerin.
 
Ein Doppel-Brötchen für 35 Cent Minimum vom Bäcker finde ich nicht gerade zu billig

6 Aufbackbrötchen vom Discounter für meist unter 40 cent, also ein effektiv Preis von ~ 6 cent pro Brötchen ist schon billig. Wenn du zum Bäcker gehst, zahlst du in der Regel einen Aufpreis für Qualität und Frische (es sei denn die Brötchen kommen auch aus der Fabrik, dass ist natürlich ärgerlich, aber dann kauft man eben doch die Aufbackbrötchen vom Discount^^) und auch den Service, der bei den meisten Backstuben immer noch besser ist als an der Discountkasse ;)
Es wäre praktisch vergleichbar mit einem Restaurant, dass ist ja auch teurer, als würde man zu Hause selbst kochen.

Andererseits, die Lebensmittelindustrie nagt ja nun auch nicht am Hungertuch. Insofern können die Lebensmittelpreise nicht zuuu niedrig sein. Und wenn die Preise steigen würden, könnte man zumindest eine bessere Qualität erwarten, was in der Gesamtrechnung dann auch nicht anders wäre, als wenn Lebensmittel billig produziert und eben auch billig verkauft werden.
 
Ein Doppel-Brötchen für 35 Cent Minimum vom Bäcker finde ich nicht gerade zu billig

Dafür geht man im Osten im Schnitt immerhin 9 Minuten arbeiten um das zu netto zu verdienen

Ich hab grad mal nachgerechnet und komm mit Ost-Studentenjob und Rewe-Brötchen auf unter 1 Minute pro Brötchen. Für 2,33 Euro/h netto würde ich jetzt auch nicht arbeiten und das ist auch sicher kein Durchschnitt in Ostdeutschland.
 
Zuletzt bearbeitet:
ok warn Rechenfehler, war auf die 80 Cent pro Käsebrötchen bezogen,
für eine Semmel sind es 4 Minuten
 
auch wenn sie ne politikerin ist,

wo sie recht hat, hat sie nun mal recht!

die landwirte bekommen doch mehr an subventionen als ein normalverdiener verdient.
muessen sie auch bekommen bei den verkaufspreisen, denn die einkaufspreise bei maschinen, futter und saatmittel, werden nicht subventioniert.

ich hatte 1998 einen dorfladen mit schreibbuero, was ich da fuer copien machen durfte......, da gings nicht um tausend oder fuenftausend mark, das waren tausende fuer jeden nicht genutzten acker/wiese.

peter
 
die landwirte bekommen doch mehr an subventionen als ein normalverdiener verdient.
muessen sie auch bekommen bei den verkaufspreisen, denn die einkaufspreise bei maschinen, futter und saatmittel, werden nicht subventioniert.
Stimmt genau. Ohne die Subventionen könnte kaum ein Landwirt überleben. Andererseits komme ich aber auch nicht umhin, als diese Berufsgruppe mittlerweile fast mit Beamten gleichzustellen. Denn die Subventionen sind geregelt und eine sichere Einnahmequelle. Einmal zugesprochen bekommen, ist es nicht weiter schwer für fortlaufende Zahlungen zu sorgen. Landwirte haben heute doch einen gehobenen Standard. Viele haben ihr eigenen Grundbesitz und gutes Geld auf dem Konto.

Natürlich sind die Landwirte auch an ihre Quoten gebunden. Einfach mehr produzieren geht nicht, oder es muss weggeschmissen werden. Insofern kann die Berufsgruppe allerdings auch nur schwer mehr Umsatz machen, als vom Staat vorgegeben. So habe ich das jedenfalls in meiner Jugend auf dem Bauernhof erlebt.
 
Es ist aber auch ein Fakt, dass in keinem Land sonst in Europa anteilig vom Durchschnittseinkommen so wenig fürs Essen ausgegeben wird wie in Deutschland.

Das liegt aber vermutlich nicht an den zu niedrigen Preisen für "vernünftige" Lebensmittel, sondern eher daran, dass "der Deutsche" jeden Scheiss kauft und frisst, Hauptsache, es ist billig.

Ist doch völlig egal, woher der Lidl sein Gehacktes für 2,22 Euro pro Kilo hat... Ein Franzose würde damit nicht mal seinen Hund füttern.

Marty
 
Niedrige Preise für "jeden Scheiß" drücken aber in gewisser Weise auch die Preise für Qualität.
 
Man kann nur das kaufen, was das Einkommen hergibt, und das ist bei mehreren Millionen Bürgern sehr gering!
Dazu gehören u.a. auch die Bürger, die in der Produktion, dem Transport und Verkauf von (Grund)Nahrungsmittel arbeiten. Eben genau wegen dem "ruinösen Preiskampf", den Ilse anprangert, verdienen diese menschen so wenig. Wobei sie natürlich als "Sprecherin" der Agralobby nur für die Landwirte spricht und Erntehelfer, Kraftfahrer und Verkäuferinnen außen vor läßt.
 
Das liegt aber vermutlich nicht an den zu niedrigen Preisen für "vernünftige" Lebensmittel, sondern eher daran, dass "der Deutsche" jeden Scheiss kauft und frisst, Hauptsache, es ist billig.

Ist doch völlig egal, woher der Lidl sein Gehacktes für 2,22 Euro pro Kilo hat... Ein Franzose würde damit nicht mal seinen Hund füttern.

Marty

Fleisch gehört aber meiner bescheidenen Einschätzung nach nicht zu den Grundnahrungsmitteln. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es noch der Sonntagsbraten, das "Luxusprodukt" das man sich einmal in der Woche gönnte und auch nicht öfter leisten konnte. Das wir (bzw. viele von uns) uns heute täglich mit billigem Fleisch zuschütten und das ganze auf dem Rücken der Tiere austragen ist eigentlich ein gutes Argument für ihre These.
 
Fleisch gehört aber meiner bescheidenen Einschätzung nach nicht zu den Grundnahrungsmitteln.
Zu meinen ebenfalls nicht. Aber für viele ist es das schon lange, zumindest in irgendeiner Form.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war es noch der Sonntagsbraten, das "Luxusprodukt" das man sich einmal in der Woche gönnte und auch nicht öfter leisten konnte.
Und heute sind Kartoffeln und Gemüse teurer als Fleisch, deshalb hat sich das geändert. Leider, eigentlich müsste es verboten werden, ein Kilo Fleisch billiger anzubieten als ein Kilo Äpfel.

Das wir (bzw. viele von uns) uns heute täglich mit billigem Fleisch zuschütten und das ganze auf dem Rücken der Tiere austragen ist eigentlich ein gutes Argument für ihre These.
Es ist vor allem ein Armutszeugnis für den Verbraucher. Der Erzeuger liefert, was nachgefragt wird. Will der Kunde Abfall, bekommt er ihn eben.

Der Metzger in meiner Umgebung meinte mal zu einer Kundin, die ihm sagte, im Supermarkt gäbe es gerade die Schnitzel für 3,99 Euro das Kilo: "Dann weiß ich jetzt wenigstens, wer mir gestern abend die Abfälle aus dem Mülleimer geklaut hat!"

Marty
 
Und heute sind Kartoffeln und Gemüse teurer als Fleisch, deshalb hat sich das geändert. Leider, eigentlich müsste es verboten werden, ein Kilo Fleisch billiger anzubieten als ein Kilo Äpfel.
Hm ich kaufe Äpfel meistens für um 1 Euro pro Kilo, Kartoffeln um 50 Cent pro Kilo. Dafür bekomme ich kein Fleisch. Das billigste Fleisch das ich kaufe sind Nackensteacks für 4,59/Kilo bei denen ich mir über die Qualität aber auch offen zugegeben nicht sicher bin.
Es reicht aber manchmal, grade wenn man etliche Kilo davon an Menschen verfüttern muss die sich vorher mit Bier abgefüllt haben.

Es ist vor allem ein Armutszeugnis für den Verbraucher. Der Erzeuger liefert, was nachgefragt wird. Will der Kunde Abfall, bekommt er ihn eben.
Naja erst kommt das Fressen und dann die Moral. Man macht sich über die Moral keine Gedanken solange man seine Grundbedürfnisse nicht befriedigt hat oder sich zumindest darüber Sorgen macht.

Der Metzger in meiner Umgebung meinte mal zu einer Kundin, die ihm sagte, im Supermarkt gäbe es gerade die Schnitzel für 3,99 Euro das Kilo: "Dann weiß ich jetzt wenigstens, wer mir gestern abend die Abfälle aus dem Mülleimer geklaut hat!"

Man bekommt ein halbes Schwein für um die 70 Euro im Einkauf (jedenfalls vor einigen Jahren), da sind 4 Euro für die weniger teuren Einzelteile eigentlich nicht mal unrealistisch. Und Dein Metzger nimmt doch auch keine besseren Schweine.
 
Beim Thema Fleisch möchte ich mal eine Randbemerkung machen: Die Fleischproduktion ist der größte negative Umweltfaktor überhaupt. Nichts sonst produziert soviel Kohlendioxid.

Fleisch ist wichtig für den Menschen. Wer sich sein tierisches Eiweis und andere wichtige Inhaltsstoffe nicht durch Fleisch zuführt, sollte den Ausgleich zb. in Form von Sojabohnen und anderem wieder ausgleichen. Aber dennoch wird viel zu viel Fleisch produziert und es ist auch nicht gesund täglich solche Mengen an Fleisch zu verdrücken, wie wir es tun.
 
Fleisch gehört aber meiner bescheidenen Einschätzung nach nicht zu den Grundnahrungsmitteln. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es noch der Sonntagsbraten, das "Luxusprodukt" das man sich einmal in der Woche gönnte und auch nicht öfter leisten konnte. Das wir (bzw. viele von uns) uns heute täglich mit billigem Fleisch zuschütten und das ganze auf dem Rücken der Tiere austragen ist eigentlich ein gutes Argument für ihre These.

Weit verbreiteter Irrglaube^^
Der Mensch war schon immer Fleischkonsument. https://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch#Konsum
Warum der Fleischkonsum vor ~ 500 Jahren eingebrochen ist und erst jetzt wieder einen Stand wie im Mittelalter erreicht hat, wird leider nicht erklärt, aber die Zahlen sprechen für sich.
Auf der anderen Seite sagt das Statistische Bundesamt, dass der Fleischkonsum der Deutschen in den letzten 10 Jahren um fast 20% zurückgegangen ist: https://sfivsachsen.de/nachrichten/verbraucherkonsumenten/460-zehnjahresstatistik-weniger-fleischkonsum
Und dass Fleisch als "Grundnahrungsmittel" für die Entwicklung des Menschen wichtig ist, scheint diese Quelle zu verdeutlichen: https://www.heise.de/tp/blogs/3/151842

Dass wir das auf dem Rücken der Tiere austragen bleibt natürlich Kritikpunkt, aber bei einer Weltbevölkerung von ~ 7 Milliarden (im Vergleich zum Mittelalter ~ 300-500 Millionen, je nachdem ob man sich eher Richtung 1000 n. Chr. oder Richtung 1500 n. Chr. orientiert), geht es gar nicht anders als Massentierhaltung zu betreiben. Btw Wenn wir uns immer noch mit Getreide aus der Steinzeit ernähren würden, statt mit hochgezüchteten und ertragsreichen Sorten könnten wir auch den Bedarf an Getreide nicht decken, aber bei Pflanzen darf man ja Massenanbau betreiben, die haben ja "weniger Gefühle" als Tiere (aber das geht jetzt in ne zu philosophische Richtung xD)...

Was ich damit ausdrücken möchte: Fleisch gehört genauso zu den Grundnahrungsmitteln wie Brot und sollte für alle erschwinglich sein. Das edle Rumpsteak muss natürlich nicht zu einem Ramschpreis weggehen, aber generell sollten die Preise so gestaltet sein, dass niemand verhungern muss.
Und Geringverdiener, Arbeitslose, eben alle die an der "Armutsgrenze" leben, sind auf die billigen Preise vom Discounter angewiesen, denn sind wir mal ehrlich: Wenn man von 650-700€ im Monat die Fixkosten für Miete, Nebenkosten, Mobilität, Kleidung, Versicherung etc. abzieht, ist kaum noch Spielraum für Lebensmittel.
Und sollte der Vorschlag von Fr. Aigner Gehör finden und die Preise für Grundnahrungsmittel drastisch erhöht werden, dann wird das vielleicht zur Folge haben, dass der Staat bei den bereits angesprochenen Subventionen für Landwirte kürzen kann, diese Einsparungen aber an anderer Stelle, vor allem im Sozialsystem wieder ausgegeben werden müssen.
 
Fleisch gehört genauso zu den Grundnahrungsmitteln wie Brot und sollte für alle erschwinglich sein.

Das noch früher auch mehr Fleisch gegessen wurde kann ja gut sein, grade in Zeiten in denen Menschen noch jagen durften, eigene Herden hatten und die Früchte ihrer Arbeit behalten durfen, macht das viel Sinn.

Fleisch wird deshalb aber nicht mehr zum Grundnahrungsmittel, da teile ich so ca. die Definition:

"Ein Grundnahrungsmittel ist ein einzelnes Nahrungsmittel, welchen einen so wesentlichen Teil der Ernährung darstellt, dass eine Knappheit oder ein Fehlen erhebliche Unterernährung für die Bevölkerung zur Folge hätte.

Die Grundnahrungsmittel sichern in erster Linie den Energiebedarf; sie sind nicht notwendigerweise ausreichend zur Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen. Nur ein gutes Dutzend Lebensmittel weltweit sind heute noch echte Grundnahrungsmittel für den ganz überwiegenden Teil der Weltbevölkerung."

https://www.rezeptedepot.de/lexikon/g/grundnahrungsmittel.html

Grundnahrungsmittel allein reichen also auf keinen Fall für eine ausgewogene Ernährung. Ein bisschen Abwechslung mit verschiedenen Obst, Gemüse und Fleisch sollte daher schon erschwinglich sein und bleiben.