Wie für seinen besten Kumpel da sein, wenn man nicht bei ihm sein kann?

Seth.Connor

Californian
ID: 127731
L
20 April 2006
382
12
Hey Leute,

ich habe ein ziemlich kompliziertes Anliegen und hoffe von euch Hilfe erhalten zu können. Bevor ich starte muss ich noch dazu sagen, dass ich zur Zeit wohnhaft in New Haven, Connecticut bin wg. meinem Studium.

Es geht um meinen besten Kumpel. Früher ist er immer heiter fröhlich durchs Leben gelaufen und nichts konnte ihn aus der Bahn werfen, aber in letzter Zeit mach ich mir wirklich Sorgen um ihn, wenn Emails à la "Ich hätte auch nichts dagegen, wenn ich beim Ski fahren unter ne Lawine komme"

Ich denke, dass es so weit gekommen ist, weil er sich noch zu sehr an die Vergangenheit festklammert. Als wir in Ulm zur Schule gingen, da waren wir eigenlich eine unzertrennliche Vierergruppe, aber inzwischen hat sich das wirklich alles total verstreut. Einer macht in Wien sein Studium, der andere sein BA Studium in Ravensburg, ich mein Studium an der Yale University in New Haven und er ist in Ulm geblieben, ich denke wg. "den guten alten Zeiten" Es waren ja auch noch andere in der Klasse mit denen er sich gut verstanden hat, aber es läuft anscheinend alles andere als gut für ihn.

Er hat mir indirekt auch erzählt, dass er früher von Klasse 6-10 keinen Anschluss hatte und es ziemlich schwer für ihn dort gewesen sein musste. Klasse 10-13 hat er wirklich zu den Beliebtesten in der Klasse gezählt (Klassensprecher etc.) aber diese Zeit ist inzwischen nun mal vorbei und ich hab habe Angst um ihn, dass es bei ihm wieder so wie in Klasse 6-10 läuft.

Mein Problem ist nun, dass ich im Moment nicht für ihn da sein kann, obwohl er mich (wir beiden waren eignetlich unzertrennlich) braucht. Was würdet ihr an meiner Stelle tun um ihm zu helfen? Ich hatte eignetlich nicht vor vor Juli 2008 wieder nach Deutschland zu kommen, aber wäre es angesichts dieser Tatsachen vllt. sinnvoll nen Überraschungbesuch in meinen nächsten Semesterferien zu machen?

Freue mich auf eure Hilfe
Danke Seth
 
Hm, du kannst ihn aber doch auch nicht ewig besuchen.. letztenendes muss er so oder so neue Leute finden leider...
Wenn du in den Sem.Ferien rüberkommen kannst, würds ihm sicher ne Weile helfen - aber ewig kanns so ja nicht bleiben..
 
Wenn er nur schwer Kontakt findet, dann bringt es ihm relativ wenig, wenn du auf einen kurzen Besuch nach Deutschland kommst und danach wieder verschwindest. Kennst du nicht noch mehr nette Leute in Ulm, die vielleicht mit ihm Kontakt knüpfen könnten, ihn mal mit ins Kino nehmen, zusammen weggehen usw? Dann kommt er unter Leute und merkt, dass die Welt nicht so trostlos ist, wie er vielleicht gerade denkt und findet neue Freunde... die alten vergisst man deshalb ja trotzdem noch lange nicht :)
 
Danke für die Hilfe.
Die Idee halt ich für ziemlich gut. Muss ja noch nicht mal in Ulm sein.
Ihr habt mich wirklich überzeugt. Das hat keinen Sinn zu ihm rüberzufliegen. Ein paar Wochen später hätten wir wieder das gleiche Szenario
 
Bitte ihn, da er ja noch in Ulm ist, ein Klassentreffen zu organisieren. DA kommt er zwangsweise in Kontakt mit den Klassenkollegen und kann erleben, daß die guten alten Zeiten nicht vorbei sind.
 
Das kenne ich. Die Schule und vor allem das Abi waren ne richtig gute Zeit und man hatte viele Freunde aus der näheren Umgebung, mit denen man auch privat viel zu tun hatte. Gerade kurz nach dem Abi war man jeden Tag mit denen feiern, es gibt unvergessliche Erinnerungen. Und plötzlich fängt ein neuer Abschnitt an, die Leute ziehen irgendwo hin und studieren da, und man sieht sich seltener und steht erstmal alleine da. In der neuen Stadt sind die Mitstudenten vielleicht komisch drauf (wenn man das "falsche" Fach studiert kann man eventuell von vornerein sagen, dass man mit nem Großteil der Kollegen privat nix anfangen kann; es gibt einfach Klischees, die stimmen), oder jeder kommt irgendwoher und kocht privat ein bisschen sein eigenes Süppchen, etc. Da muss man praktisch ganz von vorne anfangen, und das ist manchmal nicht leicht. Manche tun sich da schwerer, manche weniger schwer.

Durch einen Kurzbesuch kannst du die Laune deines Freundes nur kurzfristig verbessern. Wenn du wieder weg bist, gehts ihm danach eventuell noch schlechter als vorher, weil er nur an die gute alte Zeit erinnert wird, die so nicht mehr fortbestehen kann. Du musst ihm klar machen, dass das Leben weiter geht, und das du sobald du wieder in D bist, öfter für ihn da sein kannst. Aber er muss sich eben der neuen Situation anpassen und neue Leute finden. Das kann dauern und ist manchmal ne harte Zeit, aber da muss er durch.
 
Ich kenne das auch nur zugut.
Wenn ich mich an Zeiten errinnere, wo man wirklich noch sagen konnte "wir waren eine Clique" - das war das beste in meinem Leben.
Inzwischen ist der eine dort, der andere hier. Der eine hat keine Zeit mehr, der andere hat sich verändert und hat keine Lust mehr.
Jetzt bin ich selber weg von meinem Heimatort, und nunja..

Man muss sich damit abfinden. Das Leben geht weiter, man findet andere Sachen / Menschen mit denen man sich regelmäßig treffen kann.
Versucht einfach euch ab und an trotzdem zu sehen, z.B in den Semesterferien.
Sowas baut auf und man hat etwas, auf was man sich freuen kann.
 
das wichtigste wurde eigentlich schon gesagt.. ich halts auch für ziemlich riskant jetzt einfach mal eben so auf nen Überraschungsbesuch rüberzufliegen.
1. is der Kerl alt genug seinen Arsch hochzukriegen.
2. würdest du ihm damit wahrscheinlich nur kurzfristig helfen. Langfristig gesehn, würd ich auch behaupten, dass es zu mehr Problemen kommt.
Allein schon, weil er dann denkt, dass alle mal eben einfach vorbeikommen könnten und du der Einzige bist, der das macht.

Ich kann dir raten ihn zu nem Studium(??) bzw zu ner Ausbildung zu ermuntern, die nicht direkt daheim ist.
Keine Ahnung wie seine familiäre Situation ist, aber jeder kleine Vogel lernt irgendwann das Fliegen und baut sich sein eigenes Nest. Das sollte er vllt auch tun. Klar is das am Anfang total schwer und echt ne krasse Zeit. Aber man gewöhnt sich schneller dran, als man glaubt...

Bei mir wars mit 19, als ich Zivi gemacht hab und dafür ca 300km weit weggezogen bin.
Man wird definitiv reifer und lernt Freunde und Familie erst richtig zu schätzen. Allerdings lernt man auch Dinge loszulassen....


Ich wünsch mir manchmal auch die gute alte Zeit wieder zurück...
Damals... Oberstufe... jede Pause draußen im gleichen Eck mit den gleichen Leuten gestanden. Das gleiche gedacht, gemacht... Dauernd irgendwo Parties... Aber das Leben geht weiter.
Irgendwann findet man wieder seinen Platz im Leben...

(Ich muss gestehn ich hab auch bestimmt 3 Semester gebraucht, um RICHTIG Anschluss zu finden, weil ich die ersten beiden Semester noch daheim gewohnt hab und abends mit den Leuten auch gar nix unternehmen konnte, weil der letzte Zug gefahren is, als die sich erst getroffen haben :-? )
Frag deinen Kumpel mal, ob er das, was er macht, wirklich gerne macht...
Zeig ihm, dass man um zu gewinnen, auch mal was riskieren muss... ;)




edit: mittlerweile seh ich meine alten Kumpels regelmäßig. Vllt nicht jedes WE, oder jedes 2. Aber mind. einmal im Monat... und es is jedesmal wieder so wie früher... nur dass man eben nicht die ganze Zeit aufeinanderhockt =)
Außerdem macht man immer mal wieder was mit unterschiedlichen Freunden... versucht die neuen Studi-Freunde mit den alten Schulkumpels anzufreunden...
und scheitert zwar ständig, aber irgendwie is das dann doch lustig, wie die gegenseitig übereinander lästern *lol*
"iiiiiiiiih voll die gammler - iiiiiiiiiiih voll die juristen/xy/etc." ^^