Trinkgeld-Diskussionen

darkkurt

Buh!
ID: 35967
L
20 April 2006
13.132
630
Ich arbeite als Schreiner und beobachte in letzter Zeit etwas, was mir doch zu denken gibt:

Junge Leute geben kein Trinkgeld mehr. Und zwar offensichtlich grundsätzlich bei Handwerkern, Lieferanten etc. - (Ausnahme sind diejenigen, die in ähnlichen Bereichen tätig sind).

Ältere Leute hingegen geben (fast) immer Trinkgeld - nie immens viel, aber ein Euro oder 2 bekommt man immer mit einem Danke in die Hand gedrückt. Ja - ich weiß, dass es kein Anrecht darauf gibt, und angewiesen darauf bin ich auch nicht, aber in meinen Augen ist das eine Form von Höflichkeit und Wertschätzung der geleisteten Arbeit - erst Recht, wenn man über seine eigentliche Arbeit hinaus dem Kunden geholfen hat (z.B. In den Keller bringen von alten Sofas etc.).

Warum wird es von so vielen als gegeben angenommen? Ich stehe jedem Kunden zu, nicht mit meiner Arbeit zufrieden zu sein und deshalb kein Trinkgeld zu geben, aber was spricht bei einwandfreier Arbeit, korrektem und freundlichen Auftreten und kundenorientierem Handeln gegen einen kleinen Bonus?
 
Das ist die "Geiz_ist_geil" Mentalität.
Man setzt Service voraus, erwartet aber, das das dann 150 cent billiger ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das Leute, die selber wenig Geld haben, oft "gebefreudiger" sind. Und wenn es nur ein Vesper, ein Getränk oder 150 cent sind (auch das freut einen Handwerker).

Viele erwarten aber: Billig, schnell und Top musst du sein. Und hinterher versuchen sie noch, den Preis zu drücken.

Auf ein Trinkgeld hat man keinen Anspruch, aber manche sagen nichtmal Danke.
Ich hatte sogar schon erlebt, das man nichtmal ein Glas bekommen hat, um Leitungswasser zu trinken.
Ging nicht, war frisch abgewaschen :ugly:
 
Auf ein Trinkgeld hat man keinen Anspruch, aber manche sagen nichtmal Danke.
Ich hatte sogar schon erlebt, das man nichtmal ein Glas bekommen hat, um Leitungswasser zu trinken.
Ging nicht, war frisch abgewaschen :ugly:

Die Zwei Gipfel bei mir waren zum einen, dass uns verboten wurde, das Klo zu benutzen und der Satz: "Wenn Sie Durst haben - im Garten links an der Wand ist ein Wasserhahn (ich bin mal hingegangen - es hing eine Plakette mit "Brauchwasser - Nicht zum Verzehr geeignet" dran)!"

Geiz ist geil könnte ein Punkt sein, bloß muss ich mir dann in Zukunft überlegen, ob ich den alten Tisch in zukunft aus dem Weg räume, bevor ich den neuen liefere... :think:

Auch so ein Fall: Kunden begrüßen uns mit dem Satz "Sie müssen da noch die alten Möbel wegräumen!" (Kein "Guten Tag" vorher, und nicht als Frage - als Befehl!)
 
Ich hatte mal einen umgekehrten Fall:
War ein Umzug

Wir arbeiteten 2 Tage für sie, Freitag abend (5 Stunden nach offiziellen Feierabend) sagte sie dann: nun ist ok, genug geschuftete. Den Rest mache ich selbst (IKEA-Regal aufbauen und so Kleinigkeiten)
Ich hatte da noch ihre Möbel gerichtet, mit denen sie schon 17 (!!) mal umgezogen war (Schubladen geleimt, Scharniere gängig gemacht...)

Die Dame gab uns 50 Euro Trinkgeld mit Herzlichstem Dank

Aber ich war noch nichtmal im Büro, war ein dreiseitiges Beschwerdefax da
=> Regal nicht zusammengebaut, Strom benutzt (Akkuschrauberakku geladen), Schränke falsch zusammengebaut (geht bei denen garnicht :ugly:)
Schrank beschädigt (Leiste war schon vorher ab, hab ich sogar geleimt gehabt)
usw.

Zwei Wochen später erteilte sie uns einen neuen Auftrag....

OK, den habe ich dann dankend aus Zeitmangel abgelehnt :mrgreen:
 
ich glaube es stirbt aus

Ich habe mal in der Köln arena gearbeitet da war es sogar verboten Trinkgeld anzunehmen.
Aber leider war dies gar nicht möglich da man fast nie Trinkgeld bekommen hat.
 
Warum wird es von so vielen als gegeben angenommen? Ich stehe jedem Kunden zu, nicht mit meiner Arbeit zufrieden zu sein und deshalb kein Trinkgeld zu geben, aber was spricht bei einwandfreier Arbeit, korrektem und freundlichen Auftreten und kundenorientierem Handeln gegen einen kleinen Bonus?

Ich bekomme auch keinen Bonus wenn ich einwandfrei arbeite nur eins auf den Deckel wenn dem nicht so ist. Warum sollte es Dir besser gehn nur weil Du direkt mit dem Kunden zu tun hast?
 
Ich habe die Erfahrung gemacht, das Leute, die selber wenig Geld haben, oft "gebefreudiger" sind. Und wenn es nur ein Vesper, ein Getränk oder 150 cent sind (auch das freut einen Handwerker).


Das kann ich voll und ganz bestätigen...

Als ich als Servicekraft in einem Restaurant tätig war, habe ich von den Leuten mit weniger Geld sehr oft gutes Trinkgeld bekommen, und von den anderen auch oft weniger.
Ist zwar nicht bei allen so, aber es fällt immer wieder auf, das es so ist!
 
Männe war nicht da, sie hatte keinen.
Wahrscheinlich (meine Vermutung) ging es darum, uns freundlich gestimmt zu halten und dann hintenrum den Preis zu drücken.
Sie wusste nicht, das es trotzdem alles über meinen Tisch läuft :evil:
 
Ich finde, es kommt immer auf die Situation an. Weihnachten hab ich für meine Mama eine neue Kühl-Gefrier-Kombi gekauft und logischerweise liefern lassen. Meine Mama wollte denen auch Trinkgeld geben, aber ich hab gesagt, sie soll das nicht machen, schließlich haben wir für die Anlieferung und Abholen des Altgerätes extra bezahlt. Seh ich auch irgendwie gar nicht ein.

Wenn ich mir allerdings ne Küche aufbauen lassen würde, dann würde ich den Jungs sogar Getränke und Schnittchen hinstellen. Dann sind die auch schneller fertig. :mrgreen:
 
Du hast es erfasst - genau deshalb! :)

Findest du deine Kunden so schrecklich, dass man dafür "Schmerzensgeld" zahlen muss? 8O


Wenn ein Handwerker nur seinen Job macht, würde er von mir sicher auch kein Trinkgeld bekommen – man gibt ja auch der Metzgereifachverkäuferin keinen Euro, weil sie einem die Wurst abgeschnitten und eingepackt hat.
Und wenn ich einen Handwerker bitte, die alten Möbel noch rauszutragen, dann macht der das ja nicht unbezahlt, sondern braucht dafür ja auch Zeit, die er dann mit 80Eur/Stunde bezahlt bekommt. Für das Geld würde ich den ganzen Tag Möbel schleppen.

Trinkgeld gibt's von mir deshalb eigentlich nur, wenn jemand einfach besonders nett, freundlich und zuvorkommend war. So, dass man ihn einfach gern auch auf ein Bier einladen würde, aber mangels Gelegenheit eben einfach 5 Eur gibt.

(Trinken/Essen anbieten ist dagegen ja schon eher Höflichkeit und daher für mich auch gar keine Frage… zumal gestärkte Leute besser und schneller arbeiten ^^)
 
Und wenn ich einen Handwerker bitte, die alten Möbel noch rauszutragen, dann macht der das ja nicht unbezahlt, sondern braucht dafür ja auch Zeit, die er dann mit 80Eur/Stunde bezahlt bekommt. Für das Geld würde ich den ganzen Tag Möbel schleppen.
Das bekommt der Unternehmer, dem die Firma gehört, der am Schreibtisch sitzt und seiner Sekretärin erzählt, was sie auf die Rechnung schreiben soll. Nicht der Handwerker, der die Arbeit hat.
Oder kennst du Angestellte in dieser Preislage?
 
Junge Leute geben kein Trinkgeld mehr. Und zwar offensichtlich grundsätzlich bei Handwerkern, Lieferanten etc. - (Ausnahme sind diejenigen, die in ähnlichen Bereichen tätig sind).


Birnchen hat das schon gut erklärt:
Meine Mama wollte denen auch Trinkgeld geben, aber ich hab gesagt, sie soll das nicht machen, schließlich haben wir für die Anlieferung und Abholen des Altgerätes extra bezahlt. Seh ich auch irgendwie gar nicht ein.


Wahrscheinlich genau deswegen und was eben Totte sagt, denke mal von beidem ein bisschen, dann kommt das schon hin.
Viele Kunden von mir früher waren der Ansicht, dass "Trinkgeld" im Endeffekt schon im Preis mit einberechnet wird. Wenn man Handwerkern was zu trinken oder Essen anbietet, ist das wie Trinkgeld, nur eben in Naturalien. Deswegen geben die Kunden dann auch kein Geld mehr. Unsere Jungs haben auch nur selten Trinkgeld erhalten.
 
Ich sehe es nicht, Leuten zusätzlich Geld zu geben, nur weil sie ihre Arbeit machen. Schon alleine deswegen, weil andere, die eine Job ohne Kundenkontakt haben, ja auch kein Trinkgeld bekommen(wie auch?) und genauso gute Arbeit machen.

Dafür bin ich umso spendabler, wenn wirklich mehr geleistet wird, als geleistet werden musste. Einen Lieferanten, der mir hilft einen Kühlschrank in die Küche zu schleppen, obwohl er nur an die Haustür liefern müsste, drücke ich lieber einen Schein in die Hand als irgendner unmotivierter Kellnerin, bei der man als Kunde dankbar sein darf, dass man überhaupt mal bedient wird.
 
Viele sehen das auch nicht: Was auf der Rechnung steht, nützt dem, der die Arbeit hat und macht, überhaupt nichts. Das sind nur Arbeiter/Angestellte, die ihren (meist geringen) Stundenlohn bekommen.
Und der Name: "Stundenlon" sagt es ja bereits: Ob du die Arbeit gut oder schlecht machst, hat darauf i.d.R. keine Auswirkungen.

Es spielt keine Rolle, ob ich mich anstrenge, mir Stress mache, dem Kunden jeden Wunsch erfülle, oder ob ich "Dienst nach Vorschrift" mache.
Ich als Arbeiter verdiene das selbe.

Es ist eine Frage der Anerkennung meiner Arbeit, eine Frage: wie sieht der Kunde meine Leistung.
Und ehrlich: ich bin oft zufriedener, wenn der Kunde mir was zu Essen und Trinken anbietet als wenn er mir 5 Euro gibt.

Hängt immer von den Umständen ab.
Nur leider, wie bereits gesagt, erachtet man vieles als selbstverständlich.
 
Viele sehen das auch nicht: Was auf der Rechnung steht, nützt dem, der die Arbeit hat und macht, überhaupt nichts.

Ne ist ja auch nicht so das er genau davon bezahlt wird :roll:

Es spielt keine Rolle, ob ich mich anstrenge, mir Stress mache, dem Kunden jeden Wunsch erfülle, oder ob ich "Dienst nach Vorschrift" mache.
Wie jeden Wunsch? Ich hab noch nie von nem Handwerker oder Dienstleister irgendwas bekommen was ich nicht sowieso bezahlt hätte, mal davon abgesehen das das Auftreten auch oft nicht das Freundlichste ist .
 
Viele sehen das auch nicht: Was auf der Rechnung steht, nützt dem, der die Arbeit hat und macht, überhaupt nichts. Das sind nur Arbeiter/Angestellte, die ihren (meist geringen) Stundenlohn bekommen.
Wenn dir dein Lohn nicht paßt, dann such dir doch einen besserbezahlten Job aber wälz es nicht auf die Leute ab, die so dreist sind und kein Trinkgeld geben.

Wie ist das eigentlich, versteuert ihr euer Trinkgeld auch ordentlich?