Eintrag #18, 02.08.2005, 02:40 Uhr

Was ist das Ziel?

Ich werde am Donnerstag die letzten beiden Klausuren dieses Semesters schreiben. Es werden beides voraussichtlich recht harte Klausuren werden. Die letzten Tage habe ich recht halbherzig für eine dieser beiden Klausuren gelernt, bei der anderen habe ich noch nichtmal meine Unterlagen geordnet.
Ich gehe davon aus, daß ich diese beiden Klausuren als Folge meiner geringen Aktivität entweder komplett in den Sand setzen oder doch zumindest recht schlecht schreiben werde.
Warum ich dann nicht mehr lerne? Nun, weil es mir irgendwie egal zu sein scheint.
Vor ein paar Monaten bin ich in das Hauptstudium gestartet mit dem festen Vorsatz, den in meinen Augen miserablen Vordiplomsschnitt von 2,8 zu übertreffen, um am Ende mindestens eine Note von 2,5 oder besser zu erreichen.
Denn ich war immer der Meinung, mehr erreichen zu können. Das führte dann teilweise zu mächtigen Spannungen, weil ich es regelrecht ablehnte, mich allzu intensiv mit Statistik zu beschäftigen, wenn ich doch praktisch ohne zu lernen doch ne 2,7 schreiben kann. Hinterher wurmte mich die Note dennoch.
Dieses Mal ist es jedoch anders. Dieses Mal bin ich dem Stoff gar nicht mal abgeneigt, so daß ich sagen würde, daß er mich nervt und ich deswegen nicht mehr lerne. Ich bin dem Ganzen gegenüber sogar sehr indifferent.
Gerade das ist für mich aber ein Anzeichen dafür, daß irgendetwas nicht in Ordnung ist.

Versteht mich nicht falsch, ich finde die VWL sehr interessant! Schon allein was ich dieses Semester über Steuern und Steuersysteme gelernt habe (und noch vieles andere zuvor gelernte) empfinde ich sogar als immens wichtig zu wissen, nicht nur für mich alleine, sondern im Grunde für jeden Menschen, der in unserer Gesellschaft lebt. Vor allem für jeden Menschen, der zu einem geringen Anteil mit seiner Wahlentscheidung das System beinflusst.

Die Frage, die sich mir jedoch verstärkt in den letzten Wochen stellte ist: Ist dieses Interesse genug, um mein berufliches Leben darauf aufzubauen?

Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen, Atlas Shrugged von Ayn Rand. In diesem Buch (ich las es auf Englisch) wurde zwischendurch die Frage gestellt:
'What is the most pitiful creature on earth?'
Die Antwort auf diese Frage lautete:
'The man without purpose.'

Dieses Buch hat mich in seiner Gesamtheit umgehauen wie noch kein anderes Buch zuvor in meinem Leben. Nachdem ich es gelesen hatte kann ich sehr gut verstehen, warum in einer Umfrage Anfang der 90er in den USA auf die Frage, welches Buch das Leben des Lesers am meisten beeinflusst habe, Atlas Shrugged direkt auf dem 2. Platz nach der Bibel landete.
Im Grunde rannte es offene Türen ein, die ich nur halbherzig vernagelt hatte.
Von all dem geschriebenen blieben mir die oberen zwei Zeilen jedoch am längsten und nachhaltigsten im Gedächtnis und es ist seitdem kaum ein Tag gefallen, an dem ich nicht über sie nachgedacht hätte.

Denn schon direkt nach dem Lesen wurde mir eines schlagartig klar: I have no purpose...

Ich hatte mir ein Ziel vorkonstruiert, hatte es mir zurechtgelegt so wie ich mir ursprünglich mein Studium zurechtgelegt hatte nach dem Motto: Das ist doch bestimmt ganz ok, besser was nicht 100% sicheres als auf gar nichts zusteuern.

Doch Atlas Shrugged wehte dieses Kartenhaus mühelos um.

Und nun sitze ich vor den Überresten und frage mich: Was nun?
Ich war zwischenzeitlich schon kurz davor, mein Studium komplett zu schmeißen, aber die mangelnde Alternative hat mich bislang davon abgehalten.
Die Einsicht, daß es wohl wirklich nur das gewesen ist überrascht mich im Augenblick sogar selbst ein bißchen.

Ich werde also vermutlich erstmal weiterstudieren. Vermutlich werde ich es ziemlich halbherzig tun...

Die einzige Alternative, die ich mir noch vorstellen könnte (eine Alternative, über die ich bereits seit vielen Jahren nachdenke) wäre, Schriftsteller zu werden. Mir wurde schon von mehreren Seiten gesagt, ich hätte Talent dazu und ich glaube, das schönste Kompliment, was mir ein Mensch machen kann ist in der Tat, wenn er meinen Schreibstil lobt.

Aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll und noch weniger weiß ich, wie ich konkret anfangen soll.

Und die Frage, die sich vor allem stellen würde lautet: Reicht mir das?

Aber ich fürchte, diese Frage würde ich mir auf jeglichem Gebiet stellen.
Gute Nacht!
 
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