Eintrag #58, 29.05.2017, 09:04 Uhr

Ein gefährlicher Fisch

Wenn man den Berichten aufmerksamer Reisenden glauben darf, dann besitzt Brasilien in der Piranha (nach einem Fluß so genannt) einen Sägefalmler (Serrasalmo Piranha), der trotz seiner Kleinheit, er wird nur etwa 12 Zoll lang, dem gefürchteten Hai an Gefährlichkeit nicht nachsteht. In den inneren Gegenden Brasiliens – so schreibt ein Forscher –, wo die Bewohner aller Rassen an die vielfältigsten Gefahren gewöhnt sind, welche das Leben der Waldläufer darbietet, ist die Tigerjagd ein Spiel, der Kampf mit den Alligatoren ein gewöhnlicher Zeitvertreib, das Zusammentreffen mit der Boa oder einer Klapperschlange ein häufiges Ereignis, so daß die Gewohnheit hier gelehrt hat, alle diese Gefahren kaum zu beachten. Spricht man ihnen aber von der Piranha, so steht man Entsetzen sich in ihren Gesichtern malen, weil in der Tat die Piranha das furchtbarste Tier dieser Wildnis ist. Selten hält ein angeschwollener Strom die Schritte des Jägers auf, aber selbst der Unerschrockenste wagt es nicht, das nur wenige Klafter entfernte jenseitige Ufer zu gewinnen, sobald er die Piranha in dem Wasser vermutet. Bevor er die Mitte des Flusses noch erreicht, würde in diesem Falle sein Körper durch Tausende der schrecklichen Tiere in wenigen Minuten zu einem Skelette gleich dem Präparate eines anatomischen Museums umgewandelt werden. Die Gier der Piranhas wurde denn auch in der Tat von den Indianern am Orinoco ehemals dazu benutzt, ihre Toten, deren Skelette sie aufbewahrten, präparieren zu lassen, indem sie die Leichname eine Nacht im Flusse aufhingen. Man hat erlebt, daß kühne Jäger in solchen Lagen sich dem Hungertod eher überließen, als sich einer Gefahr aussetzten, gegen welche weder Kraft noch Mut etwas ausrichten konnten. Selbst von Ochsen, Tapiren und anderen großen Tieren, welche an solchen Stellen ins Wasser gingen, wo die Piranha häufig ist, ließen deren messerscharfe Zähne nach wenigen Minuten nur Skelette übrig. Diese Fische fallen über alles Lebendige her, das in ihren Bereich kommt; selbst Unken und Krokodile erliegen ihnen regelmäßig; nur die Fischotter allein, die unter ihrem langen, dichten Haare durch eine filzartige Decke geschützt ist, soll die Piranhas in die Flucht treiben. Zum Glück für die Bewohner jener Gegenden lieben diese gefährlichen Fische nur stillere Gewässer, und wer nur einigermaßen mit ihrer Lebensweise vertraut ist, kann ihnen leicht aus dem Wege gehen. Trotz der Fährlichkeit, welche die von Piranhas bewohnten Gewässer bieten, scheuen sich die Eingeborenen nicht, ihnen als Nahrungsmittel nachzustellen, indem sie die blinde Gier, mit welcher diese Fische nach jedem Köder haschen, sofern derselbe nur ein fleischartiges Aussehen hat, als Mittel beim Angeln benutzen.

 
 (38) barank
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